Mein Zahnarzt im Rambo-Modus

Titelbild Rubrik „Die frohe Botschaft“ für Beitrag „Mehr why geht nicht“

Mein Zahnarzt im Rambo-Modus

Mehr „Why“ geht nicht.

Mein Zahnarzt schaut mich mit einem verrückten Blick an. Er will etwas Wichtiges loswerden. Etwas sehr Wichtiges! Das kann man ihm deutlich ansehen.

Währenddessen liege ich auf dem Stuhl und mein Mund ist weit geöffnet. So kann ich natürlich kein klares Wort herausbringen. Das weiß der Zahnarzt genau. Das ist seine Gelegenheit, loszulegen …

Dann setzt er zum Reden an und proklamiert mit einer lauten, bebenden Stimme: „Ich habe eine Mission! Und diese Mission ist, die verbreitetste Krankheit der Welt zu bekämpfen! Es ist Karies!“ Anschließend rollt er noch einmal mit seinen Augen und stampft auf den Boden, um mich dann weiter zu behandeln.

Wow! Die Botschaft ist ange­­­kom­men. Dieser Wahnsinn und diese Entschlossenheit. Dieser Mann meint es ernst und macht keine Gefangenen. Er geht jeden Tag an die Front, um diese verdammte Karies zu vernichten.

Genau diese Haltung hat ihn zu einem sehr guten Zahnarzt gemacht. Wegen seiner fast schon fanatischen Hingabe habe ich diesem Mann vertraut. Und genau deswegen konnte er seine Praxis in Bremen-Blumenthal aufgeben und ein gefeierter Promi-Zahnarzt auf Mallorca werden.

Was hat meinen Zahnarzt so erfolgreich gemacht?

Er weiß genau, warum er jeden Tag aufsteht und in seine Praxis geht. Zum Frühstück isst er ein rohes Steak und dann geht es raus.

„Karies! Ich kriege dich! Ich werde dich töten! Verstehst du? Töööten!!!!“

Er hat sein sogenanntes „Why“ gefunden und gelebt, bevor es cool war – und das in einer Zeit, in der Simon Sinek noch zur Schule ging und Manifeste nur etwas für durchgeknallte Kommunisten waren.

Gleichzeitig konnte er sein „Why“ sehr glaubhaft kommunizieren, so dass er viele Patienten für sich gewonnen hat.

Was lernen wir daraus? 

Ein „Why“ kann uns erfolgreich machen. Aber es ist wichtig, dass wir es leben. Dass wir es mit jeder Pore unseres Seins fühlen und ausstrahlen. Wir müssen absolute Überzeugungstäter sein. Rambos in der eigenen Mission.

Das „Why“ als Selbstzweck

Heute sagen viele, dass dieses „Why“ unheimlich wichtig sei. Man müsse es prominent kommunizieren, weil man so die passende Jüngerschaft finden würde.

Darum wäre es wichtig, genau zu erarbeiten, was unser „Warum“ sein soll. Im besten Fall würden wir alle Vor- und Nachteile abwägen, eine Zielgruppenanalyse machen und uns das perfekte „Why“ zurechtbauen.

Jö. Kann man machen. Ich sehe darin aber eine Marketingmaßnahme, die man halt so machen muss. Es ist halt modern und soll ganz gut sein. Wie auch immer: Auf jeden Fall gehört das „Why“ auf die Webseite, damit alle sehen, dass wir auf der Höhe der Zeit sind. In diesem Fall hat das „Warum“ allerdings wenig Wumms. Es ist dann eine generische Plattitüde. Ein kommunikationstechnisches Pflichtprogramm. Also Laaaangweilig!

Ich will das „Why“ fühlen. Bei mir selbst und all den anderen. Ich will den Wahnsinn in den Augen sehen. Ich will die Entschlossenheit in der Stimme hören, wenn jemand über seine Sache erzählt.

Wenn wir ein wahres „Warum“ haben, kommuniziert es sich von ganz allein. Dann zeigt es sich in jedem Satz auf einer Webseite, ohne explizit erwähnt zu werden. Dann durchzieht es vibrierend jede Kommunikationsmaßnahme. Dann sind wir die Träger unserer Botschaft und werden Botschafter unseres Angebots. Dann wird aus dem „Why“ wirklich wahre Wirkungskommunikation.

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